Die aktuellen Geschehnisse in der Welt bringen das Thema Frieden gerade mal wieder in die Medien und damit auch in unseren Fokus. Und das ist auch gut so.
Ich halte mich persönlich eigentlich für eine friedfertige Person, was ja nicht heißt, dass man mich endlos drangsalieren kann, ohne dass ich mich wehre. Aber ich bemühe mich, vorher zu überlegen, ob ich auf eine Provokation regieren soll oder nicht. Und aus eigenem Antrieb heraus sehe ich keinerlei Veranlassung, jemanden zu verärgern oder gar anzugreifen.
Und doch gibt es Anlässe, in denen ich heftig reagiere.
Da fahre ich neulich auf der Autobahn – ja, Autoverkehr ist wohl für viele Menschen der Tummelplatz von Kriegen, Kämpfen, Aggressionen schlechthin. Man hat ja schon von vorneherein eine Waffe zur Hand.
Also, ich auf der Autobahn fahre so vor mich hin, recht flott und in der linken Spur, weil dort frei war und ich deutlich schneller als die in der rechten Spur war. Da zieht einer raus, mir total vor die Nase. Ich bremse und halte Abstand. Aber ich denke, der geht gleich wieder rüber, weil er ja wieder rechts Platz hat. Tat er aber nicht, sondern blieb gemächlich vor mir. Ich spürte, wie in mir der Ärger hochkochte. Ich fühlte mich…ja, was denn? Gemaßregelt? Bevormundet? In der Freiheit meiner Geschwindigkeit beraubt? Unbeachtet? Auf jeden Fall getriggert! Dem werde ich gleich zeigen, wie schnell mein Auto fahren kann und wie bescheuert der ist! Und dann kommt die Erkenntnis: Ich bin ein Verkehrsrüpel! Ich bin der Aggressor! Ich zettel hier gerade Krieg an! Ich fühle mich provoziert. Es liegt an mir! Nicht an dem anderen!
Es hat mich erschreckt. Denn solche kleinen Kriege führen wir offensichtlich alle dauernd. Wir fühlen uns von irgend etwas provoziert, das vielleicht gar nicht als Provokation gemeint war. Aber wir reagieren darauf. Völlig überflüssig. Und für den anderen ist es dann der Erstschlag. Und dann wehrt er sich. Und dann ist Krieg. Im Autoverkehr. Unter Kollegen. Zwischen Nachbarn. An der Supermarktkasse. In den Social Media. In der Familie.
Dabei leben wir hier in der westlichen Welt wie die Made im Speck. Und statt dieses Leben zu genießen, neiden wir dem anderen irgendetwas, meist das, was wir selbst schon haben oder gar nicht brauchen. Ist das unsere Vorstellung von Lebensqualität? Sind es nicht Gesundheit, Freiheit und Frieden?
Frieden stiften, jeder einzelne von uns, jeden Tag – gar nicht so einfach.